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Zwei Pferde als Zeugen des Dreißigjährigen Krieges

Albrecht von Wallenstein und der Schwedenkönig Gustav Adolf im Jahre 1632

Das Krajské Muzeum Cheb (Bezirksmuseum Eger) verfügt über viele Gegenstände aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Einige Ausstellungsstücke stammen aus dem Besitz von Herzog Albrecht von Wallenstein. Dazu gehören Portraits, Gegenstände des persönlichen Bedarfs: Reiterschuhe, ein Pferdesattel für feierliche Gelegenheiten, ein Kragen, sogar auch die Partisane, mit welcher der Feldherr am 25. Februar 1634 in diesem Hause erstochen wurde.

Ein vielbeachtetes Exponat ist das Lieblingspferd des Herzogs, das er am 16. 11. 1632 in der Schlacht bei Lützen ritt. Dabei wurde das Tier von einer Kugel getroffen und getötet.

Wallenstein ließ dieses Pferd nach Prag bringen und sein Fell präparieren. Im Jahre 1978 konnte das ausgestopfte Tier von der Stadt Cheb für das Museum erworben werden.

 

Das Pferd des Schwedenkönigs Gustav Adolf, seines Gegners in dieser Schlacht, befindet sich in Stockholm. Der Heerführer der Protestanten wurde in der Schlacht bei Lützen von einem Schuss in den Ellenbogen getroffen. Auch das Schlachtross wurde durch diesen Schuss verletzt, denn die Kugel traf seinen Nacken. Es ging daraufhin durch und schleifte den König, der durch zahlreiche weitere Schüsse und Stiche verletzt wurde, noch einige Meter nach. Gustav Adolf blieb schließlich tot am Boden liegen.

Das Pferd wurde nach der Schlacht und im Trauerzug für Gustav Adolf mitgeführt. Es überlebte seinen Herrn um ein Jahr. Sein Fell wurde präpariert, das ausgestopfte Tier wurde mit einem samtbezogenen Sattel aufgezäumt und steht seitdem in der Rüstungskammer des königlichen Schlosses in Stockholm (Livrustkammaren).

 

Die Schlacht bei Lützen war eine der grausamsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Etwa 40.000 Mann kämpfen in der sechs Stunden währenden Schlacht. Mit 6.500 Gefallenen war sie das blutigste Gefecht dieses Krieges. Der schwedische König Gustav Adolf wurde von seinen Soldaten geliebt. Als sein Pferd herrenlos zwischen den Fronten umherirrte, erkannten die protestantischen Soldaten, dass ihr Anführer tot war. Doch statt die Schlacht verloren zu geben, begannen sie einen erbitterten Rachesturm, der einen Sieg der kaiserlichen Truppen Wallensteins verhinderte. In einem Bericht des kaiserlichen Hofes in Wien hieß es später: „Sind beide Armeen wie zween beißende Hahnen voneinander geschieden, daß man also nicht recht sagen kann, ob einer oder der andere Teil das Feld erhalten (konnte)“.

 

Wallenstein überlebte diese Schlacht, aber sie wurde zum Wendepunkt seines Lebens.

Es war für ihn eine Blamage, das protestantische Heer nicht besiegt zu haben, obwohl sein Anführer, der schwedische König, gefallen war.

Am 14. Februar 1633 ließ er mit unnachgiebiger Härte dreizehn Offiziere und fünf Reiter – als die angeblichen Schuldigen an seiner Niederlage – durch ein Kriegsgericht verurteilen und auf dem Altstädter Ring in Prag mit dem Schwert hinrichten. Mit diesem „Prager Blutgericht“ hatte er aber die Achtung und die Loyalität seiner Offiziere verloren.

So machte Wallenstein selbst es möglich, dass der Befehl des Kaisers Ferdinand II. zu seiner Ermordung am 25. Februar 1634 in Eger ausgeführt werden konnte. Der geheime Auftrag, den abgesetzten Generalissimus tot oder lebendig auszuliefern, gab einer Gruppe von Dragoneroffizieren und Musketieren die willkommene Gelegenheit zur Rache.

 

Albrecht von Wallenstein wird von Historikern sehr unterschiedlich beurteilt. Seinen zwiespältigen Charakter zeigte er auch nach der Schlacht bei Lützen. Die Hinrichtung von Kampfgenossen war eine völlig unverständliche Grausamkeit. Gleichzeitig aber wurden diejenigen, die sich nach seiner Meinung im Kampf bewährt hatten, mit fast 100.000 Gulden belohnt.

Sein Lieblingspferd aber, welches bei Lützen zu Tode gekommen war, ließ er in seinen Prager Palast überführen und anschließend präparieren, um ihm einen Hauch von Unsterblichkeit zu geben.

Dieses Pferd und ebenso das Pferd des schwedischen Königs Gustav Adolf gehören zu den ältesten ausgestopften Tieren in Europa. Beide erinnern – in Cheb und in Stockholm – an einen der schrecklichsten Tage des Dreißigjährigen Krieges.

 

Günther Juba

 

Fotos:

 

Pferd des Königs Gustav Adolf, heute in der königlichen Rüstungskammer Stockholm

Wallensteins Lieblingspferd, getötet in der Schlacht bei Lützen, heute im Krajské Muzeum Cheb

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 16.10.2014 / 16.10.2014

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