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Genosse Lenin im Klostergarten

Ort der Stille, der Besinnung und der Erinnerungen

Nachdem  sich Tschechien durch die „Samtene Revolution“ von den roten Machthabern befreit hatte, mussten viele historisch bedeutsame Gebäude vor dem Verfall gerettet werden.

In Cheb/Eger war die Restaurierung des Franziskanergartens eine der ersten Maßnahmen zur Verschönerung der Stadt.

Die Menschen warteten voll Ungeduld, dass sich nach der „Wende“ ihre persönliche Lage endlich verbessern würde. So wurde der wunderschön gestaltete Klostergarten von vielen Bürgern als ein Symbol der Hoffnung und als eine blühende Insel in einer damals noch grauen Stadt empfunden.

Eingerahmt von der mittelalterlichen Stadtmauer mit Wehrgang, der Rückseite des Zeughauses und den Klostergebäuden, ist dieser Rosengarten für seine Besucher eine Stätte der Stille und Besinnung, eine Atempause von den Sorgen des täglichen Lebens.

 

Hintergründiger, „schwejkscher“ Humor:

In diesem Garten findet man aber heute die Statue von Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, allerdings „eingesperrt“ hinter schmiedeeisernen Gittern.

Bis zum Jahre 1990 stand diese Statue vor dem Hauptbahnhof und führte jedem Reisenden vor Augen, dass die Stadt Cheb zum Machtbereich des Sowjetimperiums gehörte.

Dann aber wurde dieses Denkmal vom Bahnhofsplatz verbannt und abgestellt  –  ausgerechnet in eine Ecke des Klostergartens der Franziskaner, an der Mauer der gotischen Kirche „Mariä Verkündigung“.

Dort wird das überflüssig gewordene Lenindenkmal von einem in Stein gemeißelten kommunistischen Grenzsoldaten und von dessen Wolfshund bewacht.

Damit sich der berühmte Mann nicht einsam fühlen solle, wurde ihm die – selbstverständlich viel kleinere – Statue des kommunistischen Schriftstellers Julius Fučík zur Seite gestellt.

 

Bei so viel „Humor mit doppeltem Boden“ stellen sich die Fragen:

Wollte man, im Schutze der Franziskanerkirche, der Statue des ehemals mächtigen Genossen ein sicheres Asyl geben?

Hat man Lenin vielleicht zur Strafe, weil gläubige Christen unter seiner Herrschaft viel zu leiden hatten, in einen Klostergarten verbannt?

 

Günther Juba

 

Fotos:

Genosse Lenin und der kleinere Julius Fučík sorgen für Heiterkeit bei den Besuchern des Franziskanergartens.

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 9.10.2014 / 9.10.2014

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