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Das erste Rechenbuch in deutscher Sprache

Johannes Widmann, Wegbereiter der modernen Mathematik

Bei einem Gang durch die Fußgängerzone von Cheb/Eger findet man auf der Zeitachse unter der Jahreszahl 1489 in tschechischer, deutscher und englischer Sprache die Aufschrift: „Johannes Widmann aus Eger verwendet als erster auf der Welt die Zeichen + und  “.

 

Jedes deutsche Schulkind kennt den Namen des mittelalterlichen Rechenmeisters aus Staffelstein: „Das macht nach Adam Riese genau …“

Johannes Widmann aus Cheb/Eger, wahrscheinlich ein Mathematiker von weit größerer Bedeutung, ist dagegen in Vergessenheit geraten.

Eigentlich sollten die Kinder am Ende einer Rechnung lieber sagen „Das macht nach Johannes Widmann genau …“, denn als dieser sein berühmtestes Werk veröffentlichte – das wichtigste Mathematikbuch über viele Jahrzehnte –, war Adam Riese noch nicht einmal auf der Welt.

 

Johannes Widmann aus Eger – er nannte sich auch auf lateinisch Johannes Widmannus Egrensis – wurde im Jahre 1460 geboren. Urkunden der Universität Leipzig belegen, dass er im Wintersemester 1480 in die Matrikelliste eingetragen wurde, und zwar als „pauper“, d. h. mit einem „Armuthszeugnisse“. Widmann musste keine  Studiengebühren bezahlen – und so wurde er 1482 Baccalaureus, 1485 Magister.

Danach  blieb er in Leipzig und hielt dort im Jahre 1486 vermutlich die erste Vorlesung zur Algebra an einer deutschen Universität,

Seine berühmteste Schrift, „Behende un hübsche Rechenung auff allen kauffmanschafft“, wurde im Jahre 1489 in Leipzig gedruckt.

Es ist vermutlich das erste Rechenbuch, das in deutscher Sprache verfasst worden war.

Widmann gab Anleitung zu dem – damals noch kaum üblichen – schriftlichen Rechnen, von ihm als das „Rechnen auff der Federn“ bezeichnet.

Hier ist erstmals der Gebrauch der Zeichen für Plus (+) und Minus () zu finden. Widmann schreibt: „was  ist das ist minus und das + das ist mer“.

Außerdem ist in diesem Buch die erste Multiplikationstafel für das Einmaleins abgebildet.

 

Zur damaligen Zeit war im Fernhandel der Kaufleute der Tauschhandel abgelöst worden durch die Bezahlung mit Geld. Für umfangreiche Rechnungen erwiesen sich aber die römischen Zahlen als  ungeeignet. Die genauen Abrechnungen wurden erst durch die moderne Mathematik – mit den arabischen Ziffern und der Verwendung der Null (0) im Dezimalsystem – ermöglicht.

Widmanns Buch war also eine wichtige Hilfe für die Erschließung neuer Märkte in weiter Ferne. Deshalb hat man diese Schrift sogar noch im Jahre 1526 – in der damaligen Handelsmetropole Augsburg – nachgedruckt.

 

Über das Leben von Johannes Widmann ist wenig bekannt. Es gibt auch kein Bild von ihm. Bereits um das Jahr 1500 ist er verstorben.

Nur durch seine Schriften zur Mathematik blieb sein Name für einige Jahrzehnte in Erinnerung.

So soll auch der später so berühmte Adam Ries(e) im Jahre 1518 in Erfurt aus Widmanns Büchern studiert haben.

 

Günther Juba

 

Fotos:

Auf der Zeitachse in der Fußgängerzone findet man bei der Jahreszahl 1489 die Aufschrift: „Johannes Widmann aus Eger verwendet als erster auf der Welt die Zeichen + und  “.

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 9.10.2014 / 9.10.2014

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