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Zwei Mädchen erinnern an vergangene Zeiten

Moderne Kunstwerke befassen sich mit der Geschichte von Eger

An vielen Häusern der Altstadt gibt es Nischen, ehemals geschmückt mit kleinen Statuen oder Bildern. Diese waren Zeugnisse des Glaubens, der Familiengeschichte oder der Berufe ihrer Bewohner. Im Laufe der Zeit sind diese Kunstwerke aber verschwunden. Die leeren Nischen wurden inzwischen von Künstlern aus der ganzen Tschechischen Republik mit neuen Skulpturen gefüllt.

 

Es gibt Kunstwerke, die den Betrachter zum Nachdenken anregen, da sie tiefgründig sind und mehrdeutig interpretiert werden können.

Dazu gehören die Darstellungen zweier Mädchen, die in der Židovská (ehem. Judengasse) und in der Jateční (ehem. Schlögelgasse) zu finden sind.

Diese beiden Egerer Mädchen erinnern an die Welt von gestern, an das Leben in einer Stadt, in der die Menschen zum Opfer der „großen Politik“ wurden, auch wenn sie noch jung waren und deshalb nicht verstehen konnten, wer ihr Leben gewaltsam veränderte.

 

Das fromme Mädchen

Über ihr Kunstwerk, ein Mädchen mit einem nach innen gekehrten, vergeistigten Blick und einem Gebetbuch in der Hand, schreibt Anna Vystydová: „… Die ursprünglichen Modelle in den historischen Nischen hatten meistens ein christliches Thema gehabt. Deswegen lieβ ich mich … von der Hl. Katharina inspirieren. Man darf sie natürlich gleichwohl als ein gewöhnliches Mädchen betrachten.“

Mehr als fünfzig Jahre lang wurde der christliche Glaube politisch verfolgt – zunächst im Größenwahn des Nationalsozialismus, dann durch die leeren Versprechungen von einem sozialistischen, gottlosen Paradies. Deshalb sind heute die meisten Bürger von Cheb ohne die ehemals selbstverständlichen Bindungen an die Kirche. „Bei der Volkszählung im Jahre 2001 haben sich von den 10,2 Millionen Einwohnern Tschechiens etwa 2,7 Millionen zum katholischen Glauben bekannt. Die Zahl der praktizierenden Katholiken ist jedoch niedriger.“ (Český rozhlas)

 

Das Mädchen mit dem Teddy

Dieses Mädchen ist ungefähr sechs Jahre alt. Es scheint verärgert zu sein. Vielleicht wurde das Kind beim Spiel gestört. Der Künstler Miro Žačok schreibt: „Die Statue … soll vielleicht ein Mädchen darstellen, das einst in diesem Haus lebte und es im Jahre 1946 verlassen musste. Es könnte ein deutsches oder ein jüdisches Mädchen gewesen sein. Es handelt sich darum, dass für die Fehler der Erwachsenen unschuldige und wehrlose Kinder büβen müssen… “

Die Betrachter werden daran erinnert, dass – zunächst aus nationalistischem Hass auf die Juden, dann mit der Behauptung einer Kollektivschuld aller Deutschen – Menschen aus dieser Stadt diffamiert, vertrieben und ermordet wurden.

 

Rückblick und Orientierung

Diese beiden Kunstwerke sind sehr viel mehr als nur schön, dekorativ und dem historischen Ambiente angepasst. Die sehr lebendig dargestellten Mädchen regen den Betrachter zum Nachdenken an, und man ahnt, dass wir fortschrittsgläubigen Menschen seit den vergangen Jahrhunderten viel verloren haben.

Der Rückblick auf  die Vergangenheit kann helfen, die Gegenwart besser zu verstehen und eine Orientierung auf dem Weg in die Zukunft zu finden.

 

Günther Juba

 

Fotomontage:

Zwei Egerer Mädchen

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 8.7.2015 / 8.7.2015

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