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Modelle historischer Dachstühle als Geschenk für die Stadt Cheb

Die Kunst der Zimmerleute vor 700 Jahren

Modelle historischer Dachstühle als Geschenk für die Stadt Cheb

 

Zimmerermeister Josef Hauer aus Parkstein – obwohl bereits 80 Jahre alt – arbeitet immer noch täglich in seiner Werkstatt. Er ist begeistert von den historischen Dachstühlen der Kirchen und Schlösser, welche einst ohne die Hilfe von Computern konstruiert und nur mit Muskelkraft errichtet werden mussten. Um auch Laien die Handwerkskunst der Zimmerleute zu veranschaulichen, baut er Modelle (Maßstab 1:15), exakt bis ins kleinste Detail. Zu seinen schönsten Arbeiten gehören die Dachstühle der Basilika St. Martin in Amberg, der Salzstadel in Regensburg und das Alte Rathaus von Weiden.

 

Als Josef Hauer im vergangenen Jahr das einzigartige Ensemble historischer Dachstühle der Patrizierhäuser am Egerer Marktplatz besichtigte, war seine Bewunderung für die Arbeit der Zimmerleute vergangener Jahrhunderte so groß, dass er sich spontan entschloss vom Dachstuhl des Gablerhauses, ein spätgotisches Gebäude mit prachtvoller Rokokofassade, ein Modell zu bauen.

Von der mittelalterlichen Kirche „Mariä Verkündigung“ des Klosters der Franziskaner war Josef Hauer bei diesem Besuch in Cheb/Eger ganz besonders angetan, denn ihr Dachstuhl ist der älteste in ganz Böhmen, errichtet im Jahre 1319 – vor fast 700 Jahren.

Der Bauhistoriker Michal Panáček wurde von der Stadt beauftragt, für Josef Hauer einen Plan vom Dachstuhl dieses dreischiffigen Baues zu erstellen. Dieser vollendete nach fast sechs Monate das Modell, eine wunderbare Meisterleistung. Einen Plan für die Turmspitze gab es nicht, und in den Zeichnungen fehlten einige Details. Als Experte für historische Bauwerke fand der erfahrene Zimmerermeister aber immer eine Lösung, die der Handwerkskunst vor 700 Jahren entsprach.

 

Die Modelle des Gablerhauses und der Franziskanerkirche will Josef Hauer der Stadt Cheb schenken. Bevor sie in Egerer Kirche „Mariä Verkündigung“ gebracht werden, sollten zunächst die Bürger von Parkstein und Umgebung die Gelegenheit zur Besichtigung erhalten.

Bei der Eröffnungsfeier zu der Ausstellung im Steinstadl war die Bewunderung der Besucher sogar im doppelten Wortsinn „grenzenlos“, denn die Bürgermeisterin von Parkstein, Frau Tanja Schiffmann, konnte den Oberbürgermeister von Cheb, Mgr. Zdeněk Hrkalsowie die Leiterin der Abteilung für Kultur und Fremdverkehr, Frau PhDr. Marcela Brabačová als Ehrengäste begrüßen.

Albert Nickl, stellvertretender Landrat des Kreises Neustadt/WN, sowie Karl Müller, Träger der goldenen Ehrennadel des bayerischen Zimmererhandwerks und Albert Schuller, Ehrenobermeister der Zimmererinnung waren gekommen, außerdem Rainer Christoph vom Förderverein Goldene Straße, Günther Juba vom deutsch-tschechischen Stammtisch, sowie Konrad Dippel, der das Holz für die Modelle kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.

Wie es sich bei einem Richtfest gehört, gab es einen feierlichen Zimmermannsspruch, vorgetragen von Karl Müller, der in festlicher Zunftkleidung erschienen war.

Der stellvertretende Landrat Albert Nickl hob die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Josef Hauer hervor. Damit habe er bereits weit über seine Heimat hinaus Beachtung gefunden, künftig aber werde er sogar bei den Nachbarn in Tschechien bekannt sein.

Im Namen der Delegation aus Cheb/Eger bedankte sich Günther Juba bei Josef Hauer für sein einzigartiges Geschenk: „Fast auf den Tag genau ist es heute 50 Jahre her, dass in unserem Nachbarland mit militärischer Gewalt alle Hoffnungen auf mehr Freiheit zerstört wurden. Es war damals unvorstellbar, dass heute eine Delegation aus Cheb ohne Probleme die Grenze überschreiten konnte, hier als Freunde begrüßt wird und ein Geschenk erhält, das höchste Bewunderung verdient. Josef Hauer hat sich in außergewöhnlichem Maße als Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien verdient gemacht.“

 

Am 15. September werden die beiden Modelle um 14 Uhr in der Franziskanerkirche offiziell der Stadt Cheb übergeben. Außerdem sind einige weitere Arbeiten von Josef Hauer in dieser Ausstellung zu besichtigen. Oberbürgermeister Zdeněk Hrkal hofft, möglichst viele Gäste aus Parkstein begrüßen zu dürfen.

Nach der Feier können die Besucher auch das Gastrofestival „Egerer Eintopf“ auf dem Gartenschaugelände genießen.

 

Günther Juba

 

Fotos:

Zdeněk Hrkal (li.) und Marcela Brabačová bedanken sich bei Josef Hauer.

Das Modell des Dachstuhls der Egerer Franziskanerkirche

Ein Prosit auf das gelungene Werk: Zdeněk Hrkal, Albert Nickl, Josef Hauer, Tanja Schiffmann

Eintrag in das Goldene Buch von Parkstein: Tanja Schiffmann, Zdeněk Hrkal, Josef Hauer, Albert Nickl

 

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 27.8.2018 / 27.8.2018

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