Touristisches Infozentrum
Suche
Close this search box.

Lebenswege Egerer Bürger

Eine ungewöhnliche Ausstellung vereint die Schicksale von Deutschen und Tschechen.

Lebenswege Egerer Bürger

Eine ungewöhnliche Ausstellung vereint die Schicksale von Deutschen und Tschechen

 

In der Geschichtsschreibung werden meist nur die mächtigen Persönlichkeiten beachtet.

Die Schicksale der „kleinen Leute“ aber werden kaum erwähnt.

Besser als alle Darstellungen in den Geschichtsbüchern können aber die Erinnerungen an menschliche Schicksale die Geschichte einer Stadt beschreiben.

Das politische Geschehen brachte immer wieder dramatische  Wendungen für die Menschen, und ihr Schicksal wurde dann von außen, von der „großen Politik“, bestimmt.

 

Die Stadt Cheb/Eger konnte im Jahre 2011 ihren 950. Geburtstag feiern, denn sie wurde am 13. Februar 1061 das erste Mal – in einer Urkunde des Kaisers Heinrich IV. – erwähnt.

 

Es war die ganz außergewöhnliche Idee von Frau Marcela Brabačová, aus diesem Anlass alle ehemaligen und alle heutigen Bürger aufzurufen, ihre Erinnerungen aufzuschreiben.

Ziel war es – nachdem die Stadt 950 Jahre alt wurde – 950 Schicksale in der Nikolauskirche zu veröffentlichen.

Diese Ausstellung mit Titel „950 tváří a osudů z Chebu“ (950 Menschen und Schicksale aus Eger) ist dort immer noch zu besichtigen, außerdem auch im Touristischen Informationscentrum, sowie im Internet, unter: http://encyklopedie.cheb.cz/de/.

 

Die Lebenserinnerungen deutscher und tschechischer Bürger sind sehr interessant und oft auch bewegend zu lesen, denn Zeitraum eines einzigen Menschenlebens hat sich in Cheb/Eger die politische Situation immer wieder ganz dramatisch verändert:

 

  • Die ältesten (ehemaligen) Egerer Bürger in dieser Ausstellung wurden noch in der Zeit des Ersten Weltkrieges geboren,
  • seit Oktober 1918 gehörte ihre Stadt zur Tschechoslowakei.
  • Das Jahr 1938 brachte den Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich,
  • knapp 11 Monate später brach schon der II. Weltkrieg aus,
  • dann wurden die deutschen Bürger aus ihrer Heimatstadt vertrieben und neue Bürger (Tschechen, Slowaken u. a.) wurden hier angesiedelt.
  • Seit 1948 gehörte Cheb  zur Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) – und war nun ganz am Rande des „Ostblocks“.
  • Die Hoffnungen auf mehr Freiheit („Prager Frühling“) wurden 1968 mit Panzern (auch in Cheb)  niedergewalzt.
  • Seit November 1989 („Samtene Revolution“) hat sich das Leben der Menschen total verändert…: Tschechische und Slowakische Föderative Republik (ČSFR)
  • Schon 1993 Trennung in Tschechische Republik und Slowakische Republik
  • Seit 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union. Cheb/Eger befindet sich seitdem wieder „im Herzen Europas“.

 

Es konnten für diese Ausstellung auch viele ehemalige deutsche Egerer Bürger zur Mitarbeit gewonnen werden – oft genug war dies die letzte Gelegenheit für eine einzigartige historische Dokumentation, denn es wird Vieles beschrieben, was sonst in Vergessenheit geraten wäre.

Auch wurden den Lebenserinnerungen viele Fotos beigesteuert, die man als historische Dokumente bezeichnen kann.

Ein Teil dieser ehemaligen deutschen Einwohner der Stadt ist inzwischen bereits verstorben, aber sie bleiben durch diese Ausstellung unvergessen und zum ehrenden Andenken der Nachwelt erhalten.

 

In der Ausstellung „950 tváří a osudů z Chebu“ (950 Menschen und Schicksale aus Eger)  werden glückliche Zeiten beschrieben, aber auch das Leid, das den Tschechen und den Deutschen angetan wurde.

Man kann aber feststellen, dass hier keine gegenseitigen Vorwürfe gemacht werden.

Schließlich waren die meisten Leute nur Spielball und Opfer der Mächtigen.

Deshalb ist immer wieder von Verständnis, Achtung und sogar von Sympathie zu lesen.

Aus diesen Schicksalen kann man erkennen, dass wir glücklich sein dürfen, jetzt in einer friedlichen Zeit zu leben – und in einer Zeit der Versöhnung unserer Völker.“

 

Günther Juba

 

Fotos:

o       Die Ausstellung befindet sich unter der Empore der Nikolauskirche.

o       Eröffnung der Ausstellung durch Vizebürgermeister Michal Pospíšíl am 20. Mai 2011

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 22.4.2015 / 22.4.2015

Skip to content