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Erinnerung an das Kriegsende in Eger

Szenische Darstellung nach siebzig Jahren

Die Bürger von Eger waren verzweifelt. Am 8. April 1945 hatten Bombenangriffe der Amerikaner den Bahnhof und 600 Häuser völlig zerstört oder schwer beschädigt. Am 20. April – an Hitlers Geburtstag – wurden die Türme der Nikolauskirche bei einem Fliegerangriff getroffen. Ihre Zerstörung machte das Scheitern des Naziregimes weithin sichtbar – und ebenso das nahende Ende des II. Weltkrieges.

Dennoch blieb Konrad Henlein (Gauleiter und Reichsstatthalter) unnachgiebig: „Eger, die Wiege der Sudetendeutschen Partei, trug die Fahne des Aufstands und muss als Vorbild allen zeigen, wie man für die Fahne stirbt. Eger muss bis zum letzten Stein gehalten werden, auch wenn unter diesem Stein alle Egerer sterben.“

Die Stadt wurde zur Festung erklärt und Standortkommandant Major Geißler sollte sie halten und bis zum bitteren Ende verteidigen.

Am 23. April warfen amerikanische Flieger über der Stadt Flugblätter ab: „An den Bürgermeister. In wenigen Minuten könnte sich ihre Stadt in einen brennenden Haufen Schutt verwandeln. Panzer und Bomber stehen bereit. Aber die Entscheidung liegt in Ihrer Hand“.

Man solle die weiße Fahne auf dem höchsten Gebäude hissen, alle Barrieren entfernen und eine Person mit einer weißen Flagge zu den Amerikanern schicken.

Doch nichts geschah, denn die fanatischen Nationalsozialisten verhinderten eine Kapitulation.

Heftige Angriffe der Amerikaner waren am 24. April die Antwort.

Doch zwei Tage später änderte sich die Situation: Standortkommandant Major Geißler gerät, unterwegs auf einem Motorrad, zufällig in die Schusslinie amerikanischer Soldaten.

Sein Tod machte für Bürgermeister Janka den Weg frei zur Kapitulation.

Ohne weitere Kämpfe besetzten die Amerikaner das Egerer Rathaus.

 

Die Truppen General Pattons erreichten am 6. Mai 1945 die Linie Karlsbad-Pilsen-Budweis.

Hier durften sie nicht weiter vorrücken, um Prag einzunehmen, denn auf Wunsch Stalins sollte dieser Sieg der „Roten Armee“ gehören.

Auf diese Weise gelang es dem Herrscher der Sowjetunion, in der Rolle des „Befreiers“ der Tschechoslowakei, sein kommunistisches Imperium zu vergrößern.

 

Obwohl Westböhmen von den Amerikanern eingenommen worden war, wurde den Kindern in den Schulen der ČSSR beigebracht, die ganze Tschechoslowakei sei von russischen Soldaten befreit worden.

 

Der 25. April – siebzig Jahre danach

 

In Cheb wurde mit einer Feierstunde auf dem Marktplatz, Kranzniederlegungen am Sowjetischen Ehrenmal und Denkmal der 1. Infanteriedivision der USA, mit einer Fotoausstellung im Rathaus, mit einem Militärlager auf der Burg und mit einem Jazzabend an das Kriegsende erinnert.

Das spektakulärste Ereignis aber war der „Kampf um das Egerer Rathaus“, eine szenische Darstellung des Sieges der amerikanischen Armee am 25. April 1945.

Damit konnte den Zuschauern eine Vorstellung vermittelt werden, wie die Situation am Ende des Krieges, auf den Tag genau vor 70 Jahren in Eger war – eine sehr anschauliche und auch beeindruckende Darstellung.

Es ist gut, dass sich die heute tschechischen Einwohner von Cheb für die Geschichte der Stadt interessieren. Große Anerkennung verdient auch, dass hier nicht – wie in vielen Filmen über diese Zeit üblich – die Deutschen lächerlich gemacht wurden.

Stattdessen zeigte man mit den sinnlosen Opfern des „Volkssturms“, wie für die ehemaligen Bürger der Stadt das Kriegsende zwar schon lange erwartet und sicherlich auch notwendig, vor allem aber doch sehr bitter war.

 

Günther Juba

 

Fotos:

o   Man hört, wie die Schüsse immer näher kommen. In aller Eile werden belastende Dokumente der Gestapo aus dem Rathaus geworfen. Alle Passanten müssen diese Papiere einsammeln und zu einer Feuerstelle bringen.

o   Trotz der aussichtslosen Lage sollen die Amerikaner, die schon durch die Steinerne Gasse kommen, vom „Volkssturm“ aufgehalten werden. Mit den Panzern ist dieser Widerstand sehr schnell gebrochen.

o   Bis zum Schluss wurden junge Menschen in einen sinnlosen Kampf  getrieben. Auf dem Marktplatz sind viele Tote und Verletzte zu sehen.

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 6.5.2015 / 6.5.2015

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