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Größer als Adam Riese?

Johannes Widmann, Wegbereiter der modernen Mathematik

Größer als Adam Riese?

Johannes Widmann, Wegbereiter der modernen Mathematik

Jedes deutsche Schulkind kennt den Namen des berühmten Rechenmeisters aus Staffelstein: „Das macht nach Adam Riese genau …“ sagt man noch heute zufrieden, wenn das Ergebnis zweifellos richtig ist.

Johannes Widmann aus Eger, ein Mathematiker von vermutlich weit größerer Bedeutung, ist dagegen in Vergessenheit geraten. Als dieser sein bekanntestes Werk veröffentlichte – das wichtigste Lehrbuch der Mathematik über viele Jahrzehnte –, war Adam Ries(e) noch nicht einmal auf der Welt. Erst zwanzig Jahre nach Widmanns Tod studierte er in Erfurt aus diesem „Rechenbüchlin“.

 

Johannes Widmann – er nannte sich Johannes Widmannus Egrensis – wurde im Jahre 1460 in Eger geboren. Als er an der Universität Leipzig studierte, wurde er im Wintersemester 1480 als „pauper“, d. h. mit einem „Armuthszeugnisse“, in die Matrikelliste eingetragen, und er musste deshalb keine Studiengebühren bezahlen. Nach der Magisterprüfung, im Jahre 1485, blieb er in Leipzig. Dort hielt er im Jahre 1486 die erste Vorlesung zur Algebra an einer deutschen Universität.

Seine berühmteste Schrift, „Behende unnd hübsche Rechnung auff allen Kauffmanschafften“,

wurde im Jahre 1489 in Leipzig gedruckt.

Es ist das erste weitverbreitete Rechenbuch, das in deutscher Sprache verfasst worden war.

Widmann gab Anleitung zu dem – damals noch kaum üblichen – schriftlichen Rechnen, von ihm als das „Rechnen auff der Federn“ bezeichnet.

Hier ist erstmals der Gebrauch der Zeichen für Plus (+) und Minus () zu finden. Widmann schreibt: „was  ist das ist minus und das + das ist mer“. Außerdem ist in diesem Buch die erste Multiplikationstafel für das Einmaleins abgebildet.

 

Zur damaligen Zeit war im Fernhandel der Kaufleute der Tauschhandel abgelöst worden durch die Bezahlung mit Geld. Für umfangreiche Rechnungen erwiesen sich aber die römischen Zahlen als ungeeignet. Die genauen Abrechnungen wurden erst durch die moderne Mathematik – mit den arabischen Ziffern und der Verwendung der Null (0) im Dezimalsystem – ermöglicht.

Widmanns Buch war über ein halbes Jahrhundert lang eine unentbehrliche Hilfe für die Erschließung neuer Märkte in weiter Ferne. Noch im Jahre 1526 wurde sein Werk – in der damaligen Handelsmetropole Augsburg – nachgedruckt.

 

Über das Leben von Johannes Widmann ist wenig bekannt. Es gibt auch kein Bild von ihm. Vermutlich ist er bereits im Jahre 1498 verstorben.

Nur durch das Buch  „Behende unnd hübsche Rechnung…“ blieb sein Name für einige Jahrzehnte in Erinnerung.

In der Fußgängerzone von Cheb/Eger findet man auf der Zeitachse unter der Jahreszahl 1489 in tschechischer, deutscher und englischer Sprache die Aufschrift: „Johannes Widmann aus Eger verwendet als erster auf der Welt die Zeichen + und  “.

 

Günther Juba

Fotos:

Titelblatt zu „Behende un hübsche Rechenung auff allen kauffmanschafft“

Beispiel: „Item es lygt ein vatter am todtbet…“

Eintrag auf der Zeitachse: „Johannes Widmann aus Eger verwendet als erster auf der Welt die Zeichen + und  “.

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 26.2.2018 / 26.2.2018
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