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Das schwarze Haus auf dem Egerer Marktplatz

Nicht jedem gefällt die neue Fassade des Schirndingerhauses.

Innerhalb weniger Jahre ist Cheb wieder zu einer attraktiven Stadt geworden. Die sehr einfühlsam  durchgeführten Renovierungsarbeiten an den historischen Gebäuden finden große Anerkennung. Der Marktplatz (Náměsti Krále Jiřího z Poděbrad) wird deshalb als einer der schönsten Plätze im Herzen Europas bezeichnet. Seit der Neugestaltung des gotischen Schirndingerhauses hört man jetzt aber auch viele kritische Stimmen.

 

Das Schirndingerhaus, das einzige rein gotische erhaltene Patrizierhaus in Cheb/Eger, stammt aus der Zeit der Gründung des Marktplatzes im 13. Jahrhundert.

Die heutige Fassade – an der Stirnseite nur 8 Meter breit, mit dem hohen Staffelgiebel und einem prachtvollen Portal – entstand im 15. Jahrhundert.

 

Im Spätherbst 2014 bekam dieses Gebäude aber eine schwarze, etwas fleckige Fassade, die herb und abweisend wirkt. Die ockerfarbenen Fensterumrandungen und das dunkelrote Spitzbogenportal können den düsteren Gesamteindruck nicht vermindern.

 

„Einfach abscheulich“, so schimpft lauthals eine zornige Bürgerin der Stadt. „Man könnte meinen, hier hätte es einen Brand gegeben“, meint kopfschüttelnd ein anderer Betrachter. Ein spöttischer Tourist vergleicht das neugestaltete Gebäude sogar mit einem Krematorium.

Die Meinungen über die neue Fassadengestaltung sind kontrovers: Es gibt nur leidenschaftliche Gegner oder zufriedene Befürworter des schwarzen Hauses.

 

„An der Originalfassade wurden insgesamt drei Mauerverputzungen entdeckt, die im wesentlichen gleichen Charakters sind, das heißt grob und mit nahezu schwarzer Wandfarbe,“ so das Urteil von Jakub Chaloupka, Experte des Národní památkové ústav (Nationales Denkmalsinstitut). So kam es zur Entscheidung für den neuen, schwarzen Anstrich.

 

Zu den Befürwortern der neuen Fassadengestaltung zählt der Bürgermeister von Cheb, Petr Navrátil: „Mir hat das Haus von Anfang an gut gefallen.“ Daniela Seifertová, seine Stellvertreterin, schließt sich dieser Meinung an.

Der zweite stellvertretende Bürgermeister, Pavel Hojda, teilt diese Begeisterung jedoch nicht: „Mir hat es überhaupt nicht gefallen, aber ich respektiere das, denn es handelt sich um eine Rückkehr zum ursprünglichen Aussehen.“

 

Viele Betrachter können es aber nicht glauben, dass die schwarze Fassade tatsächlich historisch verbürgt sein soll. Schließlich gibt es alte Ansichtskarten vom Marktplatz, auf denen das Schirndingerhaus eine dunkelrote Farbe hat.

Deshalb fragen sich viele Leute:

Kann es vielleicht sein, dass ein ursprünglich dunkelroter Anstrich sich durch Witterungseinflüsse und durch Verschmutzung erst im Laufe vieler Jahre so dunkel verfärbt hat?

Man kann sich nicht vorstellen, dass in der Zeit des Mittelalters dieses repräsentative Gebäude, der Stolz eines reichen Patriziers, so wenig einladend angestrichen wurde.

Zweifelnd wird die Frage gestellt, ob das Urteil des staatlichen Experten richtig war.

 

Eine überraschende Auszeichnung

Die Stadt Cheb meldete das neugestaltete Schirndingerhaus zu dem Wettbewerb „Denkmal des Jahres 2014“ an. Hier ging es um die erfolgreiche Restaurierung von einzelnen Kulturdenkmälern und Gebäuden in ganz Tschechien. Für viele Leute völlig unerwartet gewann die Stadt diesen – mit 50000 Kronen dotierten – Wettbewerb.

Bürgermeister Petr Navratil  ist darüber sehr glücklich: „Das Schwarze Haus lässt nur wenige Menschen kalt:  entweder es gefällt oder es gefällt  nicht. Nichts  gibt es dazwischen. Mir gefiel das Haus  von Anfang an, und deshalb bin ich sehr zufrieden mit dem Preis, den dieses historische Haus gewonnen hat.“

Kann die Auszeichnung „Denkmal des Jahres 2014“ bewirken, dass den Kritikern die schwarze Fassade nun besser gefällt?

 

 

Günther Juba

 

Fotos:

An die schwarze Fassade des Schirndingerhauses können sich viele Leute nur schwer gewöhnen. Sie wirkt sehr herb inmitten der bunten Hausfassaden.

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 5.10.2015 / 5.10.2015

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