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Woher hat das Schirndingerhaus seinen Namen?

Vortrag beim deutsch-tschechischen Stammtisch „Ahoj sousedé! – Hallo Nachbar!“

Woher hat das Schirndingerhaus seinen Namen?

Vortrag beim deutsch-tschechischen Stammtisch „Ahoj sousedé! – Hallo Nachbar!“

 

Eines der ältesten und markantesten Gebäude auf dem Egerer Marktplatz ist ein gotisches Patrizierhaus mit schwarzer Fassade. Es ist nur 8 Meter breit, hat einen hohen Staffelgiebel und ein prachtvolles Portal. Warum dieser einzigartige Bau das „Schirndingerhaus“ heißt, darüber konnte der Bad Brambacher Historiker Erhard Adler beim deutsch-tschechischen Stammtisch in Cheb/Eger Auskunft geben:

 

Der Name seiner ehemaligen Besitzer lässt auf den Ort ihrer Herkunft schließen. Allerdings sind in der Marktgemeinde Schirnding keine Relikte eines Wohnsitzes dieses Adelsgeschlechts bekannt. Der erste bis heute bekannte Vertreter dieses Namens, Moritz von Schirnding, wurde um das Jahr 1485 geboren und residierte als Hauptmann auf der Burg Hohenberg. Unter dem Markgrafen Albrecht diente er 1512 als Deutschritter-Ordenskämpfer.

 

Zu den böhmischen Gütern der adeligen Familie von Schirnding gehörte auch das einzige bis heute rein gotisch erhaltene Patrizierhaus in Eger, das seitdem Schirndingerhaus genannt wird. Zwischen den drei Brüdern von Schirnding kam es im Jahre 1525 zu einer Erbteilung. Dabei erhielt Moritz die böhmischen Besitzungen. Das Schirndingerhaus war damals allerdings schon nicht mehr im Besitz der Familie. Seit 1515 sind andere Eigentümer des Gebäudes urkundlich erwähnt (K. Siegl, 1931).

 

Moritz von Schirnding wird als gutmütiger Mensch beschrieben, der auf Genauigkeit achtete, aber auch darauf, dass ihm selbst Gerechtigkeit widerfuhr.

Als Hauptmann konnte er jedoch sehr hart sein. So ist für 1540 eine in Hohenberg an der Eger vollzogene Enthauptung verbürgt, als ein „abgesagter Feind“ geköpft wurde. Anlass für diese harte Strafe war die Flucht des ehemaligen Torwächters am Schloss, der nach Einbruchsdiebstählen festgenommen wurde, aus dem „tiefen Turm“ fliehen konnte und im Liebensteiner Wald wieder ergriffen wurde.

Als der Ritter in – für die damalige Zeit – hohem Alter zum Schmalkaldische Krieg ausreiten wollte, um dort seinen schuldigen Dienst zu leisten, starb er am 9. Juli 1546 in Thiersheim einen plötzlichen und schnellen Tod. Im Andenken seiner Zeitgenossen blieb er hoch geachtet, weil er sich „gegen jedermann gehalten, dass ihn alle Nachbarn und Untertanen gelobt und niemals sich über ihn zu beklagen gehabt“.

 

Am Leben und Wirken des Moritz von Schirnding ist die seinerzeitige enge Verbundenheit zwischen dem heutigen Oberfranken, dem Chebsko (ehem. Egerland) und dem sächsischen Vogtland zu erkennen. Dies war so über Jahrhunderte, und deshalb stellte Erhard Adler am Ende seines Vortrags fest: „Grenzen waren schon immer da, aber sie waren nicht trennend. Wir leben heute in einem fast grenzenlosen Europa. Auch wenn zurzeit unschöne Entwicklungen nicht wegzureden sind, kommt es doch auf uns alle an, im Gedenken auch an unsere gemeinsame Vergangenheit, die Reste noch vorhandener Grenzen verschwinden zu lassen. Wir gehören zusammen und sollten danach denken und tun.“

 

Vor allem für dieses Schlusswort erhielt Erhard Adler von seinen Zuhörern herzlichen Applaus,

denn die Mitglieder des vor 17 Jahren gegründeten deutsch-tschechischen Stammtisches sind davon überzeugt, dass wir seit dem Fall des Eisernen Vorhang nicht mehr am Rande der Welt leben, sondern neue Chancen bekommen haben, die wir als gute Nachbarn gemeinsam nutzen können.

 

Günther Juba

Foto:

Mit seiner schwarzen Fassade ist das Schirndingerhaus eines der markantesten Gebäude am Marktplatz von Cheb/Eger.

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 21.3.2017 / 21.3.2017

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