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Waldsassen, seit 120 Jahren Stadt

Erinnerungen an die „gute, alte Zeit“ um die Jahrhundertwende

Waldsassen, seit 120 Jahren Stadt

Erinnerungen an die „gute, alte Zeit“ um die Jahrhundertwende

 

Waldsassen, nur 10 km von Cheb (Eger) entfernt, hatte schon immer enge Verbindungen zu seiner Nachbarstadt. Markgraf Diepold III., der an der Stelle einer ehemals slawischen Ansiedlung die Egerer Burg erbaute, ermöglichte im Jahre 1133 durch eine Landschenkung („Stiftung“) die Gründung des Kloster Waldsassen, dessen ehemaliger Landbesitz immer noch den Namen „Stiftland“ trägt.

Neben dem Kloster siedelten sich zunächst nur Bauern und Handwerker an.

Als aber im Jahre 1865 die Eisenbahnverbindung von Regensburg bis in das damals österreichische Eger fertiggestellt war, ermöglichte der neue Bahnhof die Gründung von Industriebetrieben.

Nach Angaben des Stadtarchivars und Heimatforschers Robert Treml gab es eine Glas-, eine Porzellan- und eine Klinkerfabrik, außerdem einen Rollo-Fertigungs-Betrieb. Waldsassen hatte 2704 Einwohner und seit 1884 wurde hier sogar eine eigene Zeitung herausgegeben.

Seit 1864 zogen Frauen in das stillgelegte Zisterzienserkloster ein. Auch dieser Neubeginn brachte optimistische Erwartungen, und tatsächlich lebten zum Anfang der Jahrhundertwende 120 Nonnen in dem ehemaligen Männerkloster.

Am 23. Februar 1896 war ein langgehegter Wunsch der Bürgerschaft in Erfüllung gegangen:

Der bayerische Monarch, Prinzregent Luitpold, erhob den Markt Waldsassen zur Stadt. Die frohe Botschaft aus München 1896 nahm man mit „tiefgefühltestem“ Dank auf.

Zur Feier, am Dienstag, 07. April 1896, wurde die gesamte Einwohnerschaft eingeladen. Das Fest habe genau 1.021,42 Mark gekostet, hieß es später in der Stadtchronik.
Um dem verehrten Prinzregenten Luitpold den Dank der Bürgerschaft für die Stadterhebung zu bekunden, begab sich eine Abordnung mit Bürgermeister Velhorn am 26. April 1896 nach München. Dabei luden sie den Prinzregenten nach Waldsassen ein. Dieser beauftragte ein Jahr später seinen Sohn, den Prinzen Ludwig, zu einem Besuch in der jungen Stadt.

Diesen beiden Wittelsbacher Regenten hat Waldsassen in dankbarer Erinnerung je eine Straße im Ortskern gewidmet.
Durch den industriellen Aufschwung, der durch die Bahnverbindung ermöglicht wurde, stieg die Einwohnerzahl auf fast 5000 Einwohner, darunter nun auch die neue Bevölkerungsschicht der Fabrikarbeiter.

In der Stadt gab es viele Veränderungen: 1896 wurde der Darlehenskassenverein gegründet, aus dem später die Raiffeisenbank hervorging. !898 entstand vor den Toren der Stadt das erste landwirtschaftliche Lagerhaus und es wurde eine zweite Porzellanfabrik gegründet.

1907 nahm die neue Glashütte in der Schützenstraße den Betrieb auf und 1908 entstand der Verein zur Ambulanten Krankenpflege.

Von 1908 bis 1910 konnte der langersehnte Bau der städtischen Hochdruckwasserleitung vom Quellgebiet beim Alten Herrgott bis in das Stadtzentrum realisiert werden.

Im Sommer 1911 erstrahlte erstmals auch das elektrische Licht in der Klosterstadt.

Im gesellschaftlichen, kulturellen und soziale Leben von Waldsassen gab es zahlreiche Änderungen: Viele neue Baugebiete entstanden, zahlreiche Vereine wurden gegründet und es setzte auch ein erster Fremdenverkehr ein.

Die Feste im frühen 20. Jahrhundert bildeten noch echte Höhepunkte im Leben der Vereine und der Bürgerschaft. Die althergebrachten Traditionen waren noch selbstverständlich.

 

Als im Jahre 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, war die Zeit des Aufbaus, die glückliche „gute, alte Zeit“, jäh beendet. Die kleine Stadt wurde über viele Jahrzehnte Opfer der großen Weltpolitik. Schließlich geriet sie sogar – durch den Eisernen Vorhang – an den Rand der Welt, ebenso wie die nahegelegene Nachbarstadt Cheb (Eger), die unerreichbar war.

Erst die Grenzöffnung im Jahre 1990 ermöglichte neue Chancen der Zusammenarbeit, zum Wohle der Bürger beider Städte.

 

Günther Juba

 

Fotos:

Abteischloss, Basilika, Pavillon und Rathaus

Der Diepoldbrunnen vor der Basilika

Blick auf die Stadt bei einem Winterspaziergang

Der Eselsbrunnen erinnert an die Gründung des „Stiftlandes“

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 4.4.2016 / 4.4.2016

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