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Retromuseum

Blick zurück, in einem „Retromuseum“

Blick zurück, in einem „Retromuseum“

Lebensstil und Design in der ČSSR, dargestellt im Schillerhaus

 

Über das neue „Retromuseum“ sind die Meinungen in der Bevölkerung geteilt: „Ein Museum über die kommunistische Zeit – Warum nicht? Das ist doch ein Teil unserer Geschichte,“ so äußert sich ein älterer Herr spontan. Einige Leute befürchteten aber, dass damit politische Propaganda gemacht werden könnte und deshalb hätten sie gerne darauf verzichtet: „Wir haben doch schon in Prag ein „Museum des Kommunismus“ (Muzeum Komunismu).

 

Das neue Museum im „Schillerhaus“ – so wird das Gebäude auch heute noch bei den Bürgern von Cheb genannt – will an die Zeit von 1960 bis zur Wende (November 1989) erinnern. Früher stand hier das Gasthaus „Zum goldenen Hirsch“. Darin logierte der Dichter bei seinem Aufenthalt in Eger 1791, als er sich an den Orten des Geschehens Anregungen für seine Dramen-Trilogie „Wallenstein“ holte.

In dem heutigen, zweistöckigen Bau gab es bis vor kurzer Zeit eine Eisenwarenhandlung.

Marcel Fišer, der Leiter der benachbarten Galerie der bildenden Künste (GAVU), hatte die Idee, in dem leerstehenden Haus ein Museum über die jüngste Vergangenheit zu errichten, da diese den jüngeren Bürgern der Stadt nur noch aus den Geschichtsbüchern bekannt ist.

Viele Gegenstände aus dem tschechischen „Arbeiterparadies“ sind längst bei der Müllabfuhr gelandet und auch viele Fotos wurden schon weggeworfen. Für Fišer wurde es deshalb höchste Zeit, diese Erinnerungsgegenstände zu retten. In einem Aufruf wurden alle Bürger gebeten, diese dem neuen Museum zur Verfügung zu stellen.

So entstand eine umfangreiche Sammlung, die gemeinsam erstellte Dokumentation „Lebensstil und Design in der ČSSR“. Es wird gezeigt, in welch bescheidenen Verhältnissen die Menschen damals gelebt haben. Dennoch gab es auch Gebrauchsgegenstände mit einem sehr attraktiven Design. Dies galt vor allem für die international erfolgreiche tschechische Schuhproduktion, der man ein ganzes Stockwerk gewidmet hat.

Man sieht einige Wohnungseinrichtungen, wie sie in den neu erstellten Plattenbauten als besonders modisch galten, und auf den alten Fernsehern laufen wieder die Nachrichten und die beliebtesten Filme aus der kommunistischen Zeit.

Beim Anblick einer Küche erinnert sich ein Besucher: „Wenn es einmal Südfrüchte gegeben hat, gab es gleich eine lange Schlange vor dem Geschäft. Dann waren die Orangen schnell verkauft und man musste nehmen, was noch da war: Haben Sie Butter, haben Sie Wurst, haben Sie Käse?“ Wählerisch durfte man nicht sein.

Unter den ausgestellten Fahrzeugen ist ein hellblauer Škoda das Glanzstück. Dieses Auto ist für viele Leute allerdings ein unerfüllter Traum geblieben: „Wir sagten: škoda, dass dieser Škoda nicht mir gehört!“ – und „škoda“ ist das tschechische Wort für „schade“.

Neben den vielen Gegenständen des täglichen Lebens kann man auch die Mode aus jener Zeit bewundern. Im Erdgeschoß gibt es sogar eine Cafeteria. Hier können die Besucher nicht nur sehen, sondern auch „erschmecken“, wie es früher war.

Bei den älteren Besuchern werden Erinnerungen geweckt. Aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern können die Jugendlichen nun viel besser verstehen lernen, wie die Leuten damals lebten – und dies ist viel eindrucksvoller, als alle Beschreibungen in den Geschichtsbüchern.

 

Das Retromuseum ist täglich, außer montags, von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

 

Günther Juba

 

Fotos:

o   Der Ritter Roland steht nun wie ein Wächter vor dem neuen Retromuseum.

o   Modern gestalteter Wohnraum in einem Plattenbau

o   Das Treppenhaus wurde mit Lampenschirmen dekoriert.

o   Der hellblaue Škoda war das begehrteste Verkehrsmittel jener Zeit.

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 24.2.2016 / 24.2.2016

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