Touristisches Infozentrum
Suche
Close this search box.

Die Madonna ohne Gesicht

Galerie der bildenden Kunst (GAVU)

Mit einem prachtvollen Bauwerk des Architekten Giovanni Battista Alliprandi sollte die Stadt Cheb/Eger im Jahre 1722 eines der größten und schönsten Rathäuser in Böhmen bekommen.

Nur der rechte Flügel des geplanten Bauwerks wurde aber fertiggestellt.

Hier befindet sich jetzt die Galerie der bildenden Kunst, GAVU (Abkürzung für „Galerie výtvarného umění v Chebu“), eines der bedeutendsten Kunstmuseen in der Tschechischen Republik.

 

Im Erdgeschoß und im ersten Stock sind Ausstellungen moderner  Kunst zu besichtigen.

 

Im zweiten Stock werden in einer Dauerausstellung gotische Skulpturen vorgestellt.

Diese Kunstwerke aus Holz wurden für die Egerer Kirchen von den reichen Patriziern oder vom Orden der Deutschritter in Auftrag gegeben.

Die Ausstellungsräume sind in ein mystisches Halbdunkel versetzt und so gegliedert, dass sich der Besucher wie in einer gotischen Kirche und in ihren Seitenkapellen fühlen kann.

Mit Ausnahme der ältesten Skulpturen stammen diese Kunstwerke alle aus Eger. Hier hatten sich im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts Bildhauerwerkstätten etabliert. Viele der hier ausgestellten Heiligenfiguren sind so ausdrucksstark und mit einem vergeistigten, nach innen gekehrten Blick, dass man an die Meisterwerke von Tilman Riemenschneider erinnert wird.

 

Ein Höhepunkt dieser Sammlung ist die Madonna ohne Gesicht, eine mystische Pietà aus dem Egerer Dominikanerkloster. Von den Emotionen, die diese aufsehenerregende Holzplastik damals erweckte, berichtet die Egerer Chronik im Jahr 1550. Das Antlitz der Jungfrau Maria zeigte einst ein solches Maß an menschlichem Leid, dass – nach der Predigt eines unbekannten Mönchs vor dieser Skulptur – die Menge in einen Zustand großer fanatischer Leidenschaft versetzt wurde.  Daraufhin kam es zu einem Pogrom gegen die Egerer Juden.

Auf Verlangen der Pfarrangehörigen wurde das Gesicht Marias im 19. Jahrhundert umgestaltet. Diese Veränderung zerstörte aber die künstlerische Qualität der Skulptur. Bei einer späteren Restaurierung sollte – so gut wie möglich – der Schaden beseitigt werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch nie verwirklicht und die Madonna blieb ohne Gesicht.

 

Günther Juba

 

Foto:

Die Pietà mit der Madonna ohne Gesicht

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 24.9.2014 / 24.9.2014

Skip to content