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Der „Michelangelo des Stiftlandes“

Karl Stilp, Egerer Bürger seit dem Jahre 1697

Karl Stilp wurde im Jahre 1668 in Waldsassen geboren. Er war der Sohn eines Schreiners. Seine erste Ausbildung in diesem Handwerk erhielt er von seinen Vater. Als dieser verstarb, ging Karl Stilp mit 16 Jahren auf Wanderschaft und erlernte dabei die Kunst der Bildhauerei, vermutlich in Böhmen. Wann er nach Waldsassen zurückkehrte, ist nicht bekannt.

 

Die heutige Basilika von Waldsassen, damals noch Klosterkirche, wurde gerade erbaut.

Abt Albert Hausner erkannte die künstlerische Begabung des jungen Mannes. Deshalb erteilte er ihm den Auftrag, aus kostbarem Salzburger Marmor den Hochaltar zu schaffen.

 

Stilp war erst 22 Jahre alt, als er sein einzigartiges Meisterwerk schuf.

Die beiden Hauptfiguren zeigen, wie der Erzengel Gabriel  der heiligen Maria verkündet, dass sie die Mutter Jesu Christi werden solle. Maria fällt demütig auf die Knie und nimmt die Botschaft des Engels gehorsam an.

Eine Besonderheit ist der goldene Kugeltabernakel. Er symbolisiert das Reich Gottes auf Erden. Diese wird nicht mehr als Scheibe betrachtet, sondern hat die Gestalt einer Weltkugel. In der Vergoldung dieses Tabernakels spiegelt sich der ganze Kirchenraum.

Karl Stilp muss ein humorvoller Mensch gewesen sein. Im Zentrum seines Kunstwerkes aus Marmor –  durch das Altarkreuz versteckt vor den strengen Blicken des Abtes – kann man zwei Engelchen entdecken, die etwas tun, das man in einer Klosterkirche bestimmt nicht erwarten würde: Sie küssen sich.

Der Künstler schnitzte noch weitere Heiligengestalten für die Waldsassener Stiftskirche, vermutlich auch den Orgelprospekt.

 

Im Jahre 1725 begann Karl Stilp mit den Schnitzereiarbeiten für den berühmten Bibliothekssaal des Klosters. Die Empore wird von lebensgroßen Holzfiguren auf ihren Schultern getragen.

Die Skulptur rechts vom Eingang zeigt einen bärtigen, sehr bescheidenen und in sich gekehrten Mann. Es handelt sich um ein Selbstporträt des Schnitzers.

Eine begeisterte tschechische Besucherin gab diesem begnadeten Künstler den Beinamen: „Michelangelo des Stiftlandes“.

 

Karl Stilp besaß ein Haus mit einer Werkstatt in Eger (Cheb). Hier erwarb er im Jahre 1697 das Egerer Bürgerrecht.

 

Seine Werke sind nicht nur in Waldsassen und im Stiftland zu finden, sondern auch in vielen Kirchen des Egerlandes. Hier arbeitete er z. B. in der Wallfahrtskirche Maria Kulm (Chlum Svaté Maríy). Auch die barocke Pestsäule auf dem Marktplatz von Ellbogen (Loket) wurde nach seinen Entwürfen gebaut.

 

Im Jahre 1735 (oder 1736) ist Karl Stilp in Eger gestorben.

 

Über sein Leben wissen wir sehr wenig, denn er war „nur“ der Sohn eines Schreiners – vermutlich introvertiert und trotz seiner genialen Fähigkeiten überaus bescheiden.

Seine sehr sensibel gestalteten Kunstwerke aber sind Meisterwerke von einzigartiger Schönheit. Sie werden heute von Besuchern aus allen Ländern der Welt bewundert.

 

Günther Juba

 

Bilder:

 

  • Selbstdarstellung Karl Stilps in der Klosterbibliothek
  • Hochaltar der Basilika Waldsassen
  • Bibliothekssaal des Klosters Waldsassen

Verantwortlich: Tourist-Information
Entstanden / aktualisiert: 4.11.2014 / 4.11.2014

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