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Zwei Hörner auf dem Haupt des Moses

Moses, der die Israeliten aus Ägypten führte, ist rechts oben auf dem Hochaltar der Basilika Waldsassen zu sehen, mit zwei steinernen Tafeln zu Füßen, in der einen Hand die sog. eherne Schlange und mit dem Finger der anderen Hand auf das Kreuz zeigend. Rätselhaft erscheinen die Hörner auf seinem Haupt. Eigentlich sollte Moses „von Strahlen gekrönt“ sein. Warum aber hat man ihm – wie auch in vielen anderen Kirchen – Hörner aufgesetzt?

Dies haben wir dem Bibelübersetzer Hieronymus zu verdanken. In der Vierung der Basilika ist er als einer der vier Kirchenlehrer zu sehen, mit einem breitkrempigen Hut, der Bibel in der Hand und einem Löwen zu seinen Füßen.

Hieronymus, dem Verfasser der lateinischen „Vulgata“, ist leider ein Übersetzungsfehler unterlaufen: Im Buche Exodus (Kapitel 34, Vers 29) steht, dass sein Antlitz „strahlte“, als Moses vom Berge Sinai herabstieg. In der Übersetzung ist aber zu lesen, dass Moses Hörner trug. Das Wort „Keren“ (Strahl) des hebräischen Originaltextes wurde von Hieronymus fälschlicherweise mit „Cornu“ (Horn) übersetzt.
Seitdem orientierten sich alle Künstler an diesem Wortlaut des Alten Testaments:

Wenn die Bildhauer Moses mit Hörnern darstellten, geschah das aber sicherlich nicht in der Absicht, eine Teufelsskulptur zu schaffen.

Richtig wäre also eine Darstellung des Moses nicht als „Cornutus“ (gehörnt), sondern als „Coronatus“ (von Strahlen gekrönt).

Zur aktuellen Pandemie gäbe es bei dieser Skulptur eines „Moses Coronatus“ allerdings keinen Bezug.

 

Günther Juba

Mosees

Foto:

Moses mit zwei Hörnern, am Hochaltar der Basilika Waldsassen

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